„Wenn Kinder eigene Wege gehen – Warum der Abschied vom Erwarteten so weh tut“
Unternehmerpaare im Business verarbeiten Herausforderungen unterschiedlich.-Ein persönlicher Blick in die inneren Zerreißproben von Unternehmereltern
Ein persönlicher Blick in die inneren Zerreißproben von Unternehmereltern
„Ich kann das nicht. Ich will das nicht.“
Acht Worte, gesprochen mit leiser Stimme. Acht Worte, die uns den Boden unter den Füßen wegzogen. Unsere Tochter saß da – in dem Büro, das wir längst als ihres gesehen hatten. Neben uns die Entwürfe. Hinter uns die Geschichte. Vor uns: nichts mehr, wie es war.
Am Anfang war alles so klar.
Sie war dabei, bei fast allem. Hat mitdiskutiert, mitgestaltet, mitverantwortet.
„Ich will das mal übernehmen. Ich find das gut, dass ich das nicht von Null aufbauen muss.“
Sie war 18, wir waren stolz. Und vielleicht auch ein wenig beruhigt, dass unsere Mühe nicht umsonst war. Dass es weitergeht, in unserer Linie, in unseren Werten, in ihr.
Der Wandel kam leise – aber unaufhaltsam
Erst wurden ihre Ideen wilder, dann ihre Fragen tiefer. Dann wurde sie körperlich schmaler und dann zog sie sich zurück.
Und irgendwann kam der Satz, der alles zerschlug.
„Ich habe euch nicht belogen – ich dachte nur lange selbst, dass das mein Weg ist. Aber jetzt weiß ich: Es ist euer. Nicht meiner.“
Was dann kam, war keine Klärung. Es war ein Riss.
Ich, die Mutter,
weinte nicht in diesem Moment, ich nickte, ich lächelte sogar.
Aber abends, im Bad, schloss ich leise die Tür ab – und brach zusammen.
Ich wollte sie nicht verlieren. Nicht durch Schuld. Nicht durch Stolz.
Aber ich fühlte mich verlassen. Alles, was ich gegeben habe – Liebe, Zeit, Energie –
wurde auf einmal bedeutungslos. Und ich wusste nicht, wohin mit meinem Schmerz.
Und mein Mann? Er wurde still. Und stark. Und eiskalt.
Er schloss die Tür zu ihrem Büro. Packte die Fotos vom letzten Sommerfest in eine Schublade.
Und sagte:
„Dann halt nicht. Ich brauch sie nicht. Ich mach das auch ohne sie.“
Aber nachts lag er wach. Ich sah es. Doch wenn ich ihn darauf ansprach, sagte er:
„Es bringt doch nichts. Mach dich nicht fertig.“
Und so begannen wir, uns auch gegenseitig zu verlieren.
Ich, die Mutter – gefangen zwischen Schuld, Scham und Sehnsucht
Ich weinte heimlich. Immer wieder.
Doch ich sprach kaum darüber.
Nicht mit Freundinnen – denn was, wenn sie Partei ergreifen?
Nicht mit der Familie – denn was, wenn sie urteilen?
Nicht mit meinem Mann – denn was, wenn er dadurch noch wütender auf sie wird?
Ich wollte ihn nicht mit meinem Schmerz belasten.
Ich wollte nicht, dass mein Leiden dazu führt, dass er sich gegen unsere Tochter stellt.
Also schwieg ich.
Und trug alles in mir: das schlechte Gewissen, die Angst, nicht genug gewesen zu sein. Ich fühlte mich unzulänglich, mit vielen ungeklärten Fragen. Die stille Sehnsucht, dass es nicht vorbei ist – sondern auf eine andere Weise weitergeht.
Und er, der Vater – kämpfte seinen eigenen, einsamen Kampf.
Er redete nicht über sie. Er redete nur über Umsatzzahlen. Er plante neue Investitionen. Er machte Termine, wo früher Pausen waren. Aber wenn ihr Name fiel, wurde sein Blick hart. Zu hart, um echt zu sein.
„Du kannst dich nicht an etwas festhalten, das es nicht mehr gibt.
Dann war’s halt nicht das Richtige.“
Das war seine Strategie, sich unverwundbar machen. Aber ich sah es, in jedem „weiter so“ lag ein stummes „Ich verstehe nicht, warum es so gekommen ist“
In jedem Kalenderblatt ohne ihren Namen lag der Wunsch, dass alles wieder so wird wie früher.
Und doch fragten wir uns beide, was wir übersehen hatten, an welcher Stelle wir nicht zugehört-nicht hingesehen hatten. Die Signale waren da, körperlich und kommunikativ.
Wenn Erwartungen sich nicht erfüllen, fühlt es sich manchmal an wie Verrat.
Warum der Abschied so weh tut?
Weil er so viel offenlegt.
So viele Widersprüche, so viele Illusionen:
Dass Liebe nicht an Weitergabe gebunden ist – wir es aber oft doch so leben.
Dass Kinder uns manchmal nicht enttäuschen, sondern erlösen – aber es fühlt sich an wie Verrat.
Dass Loslassen kein einmaliger Akt ist – sondern ein tägliches inneres Ringen.
Weil Kinder ihre eigenen Wege gehen müssen.
Und weil wir merken:
Wir haben unser Selbstbild in ihre Zukunft gelegt – und dabei übersehen, dass wir nicht sie selbst sahen, sondern ein Abbild unserer Wünsche.
Und nun müssen wir uns selbst wiederfinden.
In einer Beziehung, die sich verwandelt.
In einer Lebensphase, in der unsere gewohnte Rolle verblasst – und Platz für eine neue wächst.
Die Trennung kam mit einem Schnitt – aber nicht aus Härte. Sondern aus Not.
„Ich hätte es nicht geschafft, wenn ich weich geblieben wäre. Ich wollte euch nicht verletzen – aber ich konnte nicht bleiben, ohne mich selbst aufzugeben.“
Es dauerte, bis wir das verstanden. Bis wir nicht nur hörten, sondern fühlten, was sie meinte. Bis wir unsere Enttäuschung von ihrer Entscheidung trennen konnten.
Und heute? Wir finden uns neu. Langsam. Mit Narben. Aber auch mit Zuversicht.
Wir sprechen wieder miteinander. Nicht immer ohne Traurigkeit. Aber ehrlicher.
Manchmal mit Zittern in der Stimme, aber auch mit einem neuen Respekt füreinander.
Als Eltern, als Paar, als Unternehmer.
Wir begreifen:
Dass Eltern sein auch bedeutet, sich entlieben zu dürfen – vom eigenen Plan.
Dass Liebe bleibt – selbst wenn Nähe sich verändert.
Dass wir nicht leer sind ohne sie – nur offener für neue Möglichkeiten.
Ein paar Zahlen, die zeigen, dass wir nicht allein sind.
- Nur ca. 30 % der Familienunternehmen in Deutschland werden tatsächlich von den eigenen Kindern übernommen (IfM Bonn, 2023).
- Über 60 % der Unternehmereltern erleben die Übergabephase als emotional belastend oder krisenhaft.
- 58 % der Mütter berichten von langanhaltender Trauer nach einem gescheiterten Übergabeprozess.
- 71 % der Väter ziehen sich emotional zurück, um keine „Schwäche zu zeigen“, obwohl sie tiefe Verletzung empfinden.
- Nur 1 von 4 Unternehmerpaaren sucht in dieser Phase gezielte Unterstützung oder Beratung.
- Nur ca. 30 % der Familienunternehmen in Deutschland werden tatsächlich von den eigenen Kindern übernommen (IfM Bonn, 2023). - Über 60 % der Unternehmereltern erleben die Übergabephase als emotional belastend oder krisenhaft. - 58 % der Mütter berichten von langanhaltender Trauer nach einem gescheiterten Übergabeprozess. - 71 % der Väter ziehen sich emotional zurück, um keine „Schwäche zu zeigen“, obwohl sie tiefe Verletzung empfinden. - Nur 1 von 4 Unternehmerpaaren sucht in dieser Phase gezielte Unterstützung oder Beratung.
Und was jetzt?
Wir entdecken gerade, wer wir sind, wenn wir nicht nur Eltern und Unternehmer sind. Wir suchen neue Rollen, neue Gespräche, neue Nähe. Vielleicht auch neue Träume. Und vielleicht, ganz vielleicht,
war dieser Schmerz nicht das Ende, sondern der Anfang einer anderen Art von Beziehung – zu unserer Tochter, zueinander, zu uns selbst.
Fazit: In meinen Coachings erlebe ich nicht selten Paare, die mir sagen: “Das kennen wir.”
Wenn Sie diese Schmerzen kennen,
wenn Sie still leiden, oder wenn es Ihnen auch so geht – wenn Ihr Herz schwer wird, weil Ihr Kind eigene Wege geht, Sie nicht wissen, wie Sie mit all dem umgehen sollen und sich zwischen Trauer, Wut, Schuld und Sehnsucht verlieren – dann seien Sie dabei bei meinem Workshop (Start 23.06.2025):
„Plötzlich weg“ – Wenn Kinder gehen und das Leben sich neu sortiert
Ein geschützter Raum für ehrliches Fühlen, tiefes Verstehen und neue Verbindung –
für Sie, für Ihre Partnerschaft, für das, was jetzt zählt.
Und wenn Sie in Ruhe und in einem diskreten und geschützten Rahmen sprechen wollen:
Im nächsten Beitrag erzähle ich weiter – leise, ehrlich, nah:
15. Juli 2025:
„Nähe trotz Dauerpräsenz – Wie Intimität nicht im Alltag verloren geht“
Dieses Thema wurde von einem männlichen Leser meines Newsletters aufgebracht. Ich bedanke mich sehr dafür. kann ich doch noch viel gezielter Impulse geben. Ich freue mich immer, wenn Sie Themen, die Sie bewegen, mit mir teilen.
Ein persönlicher Blick in die inneren Zerreißproben von Unternehmereltern
„Ich kann das nicht. Ich will das nicht.“
Acht Worte, gesprochen mit leiser Stimme. Acht Worte, die uns den Boden unter den Füßen wegzogen. Unsere Tochter saß da – in dem Büro, das wir längst als ihres gesehen hatten. Neben uns die Entwürfe. Hinter uns die Geschichte. Vor uns: nichts mehr, wie es war.